Ein Knotenhalfter wird häufig zur Bodenarbeit z.B. im Natural Horsemanship oder im Western-Bereich eingesetzt. Im Gegensatz zum klassischen Stallhalfter erlaubt es eine feinere Einwirkung. Weil es aus schmalerem Material besteht, lehnen sich die Pferde nicht so gerne hinein.
In Amerika wird es oft als "Halfter für alle Zwecke" eingesetzt, in Deutschland hört man dagegen häufiger, dass man ein solches Halfter z.B. nicht zum Anbinden verwenden darf.
Das Knotenhalfter soll nirgendwo spannen. Wenn kein Zug auf den Strick ausgeübt wird, soll es locker am Pferdekopf liegen. Der Nasenriemen soll etwa einen oder zwei Fingerbreit unter dem Jochbein sitzen. Weiter unten drückt es auf die weichen Teile der Nase, zu weit oben verliert es an Einwirkung oder drückt auf das Jochbein. Den Fehler, den man am häufigsten sieht, ist dass das Knotenhalfter wie ein Stallhalfter auf der Ganasche liegt statt korrekt hinter der Ganasche.
Diese Bilder zeigen ein zu kleines Knotenhalfter:
So wird das Knotenhalfter richtig verschlossen, mit dem Knoten um die Schlaufe und dem Ende, das vom Auge weg zeigt:
Häufig sieht man den Knoten oberhalb der Schlaufe. Der hält aber nicht so gut. Und wenn er sich doch mal festzieht, bekommt man ihn noch viel schwerer auf. Oder das Ende zeigt in Richtung des Pferdeauges.
Eine gute Zusammenfassung zum Knotenhalfter gibt es auch auf der Seite Pferde Verstehen: Knotenhalfterkunde – alles übers Knotenhalfter.
Es ist gar nicht so schwer ein Knotenhalfter selbst zu knoten. Ich beschreibe hier mehrere Varianten, auch eine mit ganz einfachen Knoten. Zwar gibt es die inzwischen im Reitsportbedarf auch für unter 10€ zu kaufen, aber mir macht es Spaß und ich finde es toll so etwas zu können. Man stelle sich nur mal vor, wie man bei einem langen Wanderritt nach 8 Stunden im Sattel endlich am Rastplatz für die Nacht ankommt, nur um festzustellen, dass am Halfter eine Schnalle kaputt gegangen ist. Also lässig ein Stück Seil aus der Satteltasche gezaubert und ein paar Minuten später kann man sich doch noch ans Lagerfeuer setzen. Hach... Aber ich schweife ab. Jetzt ist genug geträumt, zurück auf den Boden der Tatsachen.
Bevor ich mit den Knoten loslege, schmelze ich die Enden des Seils an, damit es nicht ausfranst. Vorsicht, das geschmolzene Plastik bleibt noch einige Sekunden lang heiß!
Mit den "kleinen Konten" meine ich alle Knoten außer dem großen Knoten, der über der Schlaufe für den Führstrick sitzt.
Ich schlage vor, die kleinen Knoten erst einmal mit den Seilenden zu üben, bis man hier einigermaßen sicher ist. (Dann muss man zum Üben nicht ständig 4 Meter Seil vor und zurück durchziehen.)
In das eine Seilende macht man einen ganz normalen Überhandknoten (auch "Hausfrauenknoten" genannt). Diese "Brezel" kennt bestimmt jeder, wenn auch vielleicht nicht unter diesem Namen:
In diesen Knoten wird dann das zweite Seil eingeknotet. Dabei ist wichtig, wie rum die Brezel liegt. Ich zeige hier beide Richtungen, den Unterschied erkenn man an den hellblau markierten Stellen. Wenn der Knoten beim Festziehen nicht auf Anhieb richtig aussieht, dann einfach noch mal etwas lockern und verschieben, bis es passt.
Ich nenne den Überhandknoten, der hier schon liegt, den "rechten" Knoten, weil das rechte Seil nach oben raus kommt.
Und in die andere Richtung, in einen "linken" Überhandknoten:
Weil ich mir diese Muster nicht auswendig merken kann, habe ich für mich eine andere Herangehensweise gefunden, diesen Knoten zu machen. Im Prinzip sind es zwei Überhandknoten, die ineinander verschränkt sind:
Wem die oberen Varianten zu kompliziert sind, der kann eine vereinfachte Variante knoten. Dabei folgt das zweite Seil genau dem Lauf des erstens Seils. Der Knoten liegt am Ende nicht ganz so "gerade" und ist nicht überall gleichmäßig dick, aber er erfüllt seinen Zweck:
Jetzt geht es an das eigentliche Halfter. Den Anfang macht der obere Teil des Nasenriemens.
Der erste Überhandknoten wird als "linker Überhandknoten" bei 1/3 des Seils geknotet, ein zweiter Überhandknoten als "rechter Überhandknoten" ein Stück weiter in das lange (rechte) Ende des Seils. Die Knoten werden nicht ganz fest gezogen, weil hier erst später die zweite Hälfte geknotet wird. Die hier angegebenen Maße beziehen sich auf ein Halfter für einen Haflinger. Der Abstand der Knoten wird von Knotenmitte bis Knotenmitte gemessen.
Erklärung: Wenn man den ersten Knoten als LINKEN Überhandknoten und den zweiten als RECHTEN Überhandknoten macht, dann liegt der Nasenriemen später sauber und glatt. Wenn man beide Knoten gleich knotet (egal ob "links" oder "rechts"), dann überkreuzen sich später die beiden Stränge vom Nasenriemen, oder man hat irgendwo anders eine ungewollte Drehung in einem Seilabschnitt oder Knoten. Alle weiteren Knoten beginnen mit einem rechten Überhandknoten ins lange Seil.
Und schon kommt der Fiador-Knoten, auch Diamant-Knoten genannt, der Schmuckknoten, der die Verbindung zur Schlaufe für den Führstrick ist. Keine Sorge, ich zeige hier kein unübersichtliches Seilgewirr, sondern ein paar einfache Schritte. Ich persönlich fand den Fiador-Knoten sogar einfacher zu lernen als die kleinen Knoten!
Sollte der Knoten genau andersherum liegen, einfach noch mal lockern (davor am besten die beiden Schlaufen für den Führstrick mit Wäscheklammern o.ä. markieren, damit sie nicht verschwinden). Dann den äußeren Teil des Knotens nach oben "umstülpen" und alles wieder festziehen. Auf dieses Detail sollte man acht geben, weil sich sonst der Knoten leichter wieder löst, wenn die Seile am Pferdekopf auseinander gezogen werden.
Wenn der Knoten nicht ganz perfekt aussieht, erst mal weiter mit Geduld versuchen den Knoten geleichmäßig enger zu ziehen, bevor man verzweifelt alles wieder aufmacht. In vielen Fällen ist der Knoten nicht falsch geknotet, sondern nur ungleichmäßig festgezogen.
Jetzt die längen der einzelnen Seile noch mal anpassen, damit alles schön gleichmäßig wird.
Weiter geht es mit dem Stück, dass den Fiador-Knoten mit dem Kehlriemen verbindet: Ein Überhandknoten in das eine Seil, dort dann gleich das andere Seil aus der selben Richtung kommend wie oben gezeigt einknoten.
Von hier aus teilt sich der Kehlriemen. Das kurze Ende geht in die Richtung, die später auf der rechten Seite des Pferdekopfes zu liegen kommt (hier links im Bild, weil wir ja der Pferdenase gegenüber stehen). In das lange Ende wird die Schlaufe zum Verschließen des Halfters geknotet.
Das lange Ende wird nun zum Nasenriemen zurückgeführt und in die beiden Knoten, die ganz am Anfang vor dem Fiador-Knoten gemacht wurden, eingeknotet.
Im letzten Knoten vereinigen sich die beiden Enden nun zum Genickriemen, mit dem das Halfter dann am Pferd verschlossen wird.
Jetzt ist das Knotenhalfter im Prinzip fertig, der Rest ist Feinschliff. Ich passe das Halfter am Pferd noch etwas an, bevor ich die Knoten ganz festziehe. Außerdem schaue ich nach, wie viel von dem Genickriemen ich tatsächlich brauche und schneide gegebenenfalls den überstehenden Rest ab, mindestens aber kürze ich das längere Ende ein, damit beide Enden gleich lang sind. Enden wieder durch anschmelzen vor dem Ausfransen schützen.
Ich vernähe die beiden Enden gerne miteinander, damit ich es beim Anlegen des Halfters etwas einfacher habe. Dazu steche ich einfach ein paar Mal mit einer normalen Nähnadel durch die beiden Seilenden.
Das Gleiche mache ich auch noch mit der Schlaufe für den Führstrick, damit ich beim Einhaken des Stricks nicht aus Versehen nur eine Schlaufe erwische.
Wer die beiden Bänder des Nasenriemens noch miteinander verbinden möchte, der kann dieses Stück auch entweder noch vernähen oder mit einem Schmuckband umwickeln. Die Techniken hierfür sind aber ein Thema für ein anderes Mal.